Ausgangspunkt des Almanachs Entwicklungspolitik 2017 ist die komplexe Herausforderung des globalen Klimawandels, insbesondere aus der Sicht der Entwicklungsländer.
Die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio (1992) hat den Klimawandel noch als vorrangiges Umweltproblem behandelt. In den vergangenen 25 Jahren hat sich dieses aber rasch zu einer zunächst entwicklungspolitischen und heute transformationspolitischen Herausforderung gewandelt.
Denn es besteht mittlerweile Konsens, dass bei ungebremstem Klimawandel wichtige Entwicklungsziele sowie Ziele für soziale Entwicklung und Armutsbekämpfung nicht zu erreichen sind. Ohne konsequente Klimaschutzpolitik werden die Auswirkungen des Klimawandels in kommenden Jahrzehnten zunehmen und die Existenzgrundlage der Menschen gerade in Armuts- und Entwicklungsregionen gefährden. Der Klimawandel wird insbesondere in institutionsschwachen Staaten die Gesellschaften überfordern und zu ihrer weiteren Destabilisierung und Verarmung beitragen. Dabei nennt der 5. Bericht des Weltklimarates (IPCC) zahlreiche Kernrisiken eines ungebremsten Klimawandels, wie den Verlust der Lebens- und Einkommensgrundlagen, aber auch hohes Schadenrisiko in urbanen Räumen, die sich gerade durch eine mangelnde Anpassungsfähigkeit der wachsenden städtischen Bevölkerung an den Klimawandel auszeichnen. Während Wasserknappheit, wachsende Ernährungsunsicherheit, Schäden durch Wetterextreme und steigende Gesundheitsrisiken vor allem die Gesellschaften in Entwicklungsregionen treffen werden, betreffen Sicherheitsrisiken, die ebenfalls aus einem ungebremsten Klimawandel resultieren, sowohl die reichen als auch die armen Länder. Die direkten Folgen des Klimawandels - Einbussen bei der Nahrungsmittelproduktion oder Verbreitung der Armut - könnten zu Destabilisierung ganzer Regionen führen, würden bestehende Verteilungskonflikte verschärfen oder neue verursachen sowie weitere Millionen Menschen in die Flucht treiben.
Die erwarteten beziehungsweise schon eingetretenen Auswirkungen des Klimawandels in Entwicklungsländern erfordern Politiken, die Akteure quer über die verschiedenen Sektoren des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens sowie über verschiedene politische Ebenen hinweg im Sinne einer klimaverträglichen Entwicklung koordinieren. So versammelt dieser Band Analysen, Erfahrungen und Reflexionen zum Thema «klimaverträgliche Entwicklung» von Akteuren aus dem Norden und dem Süden, von Analytikern und Praktikern der Entwicklungszusammenarbeit sowie der Klimapolitik. Aus verschiedenen Perspektiven beschäftigen sie sich mit der Frage, wie und unter welchen Voraussetzungen Klimapolitik und Armutsbekämpfung effektiv zusammenwirken.
I. Teil: Entwicklungspolitische Trends
Der «Almanach Entwicklungspolitik» der Caritas Schweiz erscheint bereits zum dritten
Mal. Erstmals enthält die vorliegende Ausgabe eine fortan jährlich wiederkehrende
Analyse der entwicklungspolitischen Verträglichkeit der Schweizer Politik. In diesem
Teil werden ausgewählte Politikfelder daraufhin überprüft, ob und inwiefern sie
die Armutsbekämpfung und eine nachhaltige Entwicklung in ärmeren Ländern fördern
oder verhindern.
II. Teil: Klimawandel als politische Herausforderung
Im Fokus des zweiten Teiles steht der Klimawandel als Herausforderung für die globale
und die nationale Politik. Denn es steht ausser Frage, dass Klimaschutz und Armutsbekämpfung
zusammengehören. Aber wie sollen sie miteinander verknüpft werden,
um im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung effektiv zu wirken? Gegenstand des zweiten
Teiles ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Zielen und Strategien einer
wirksamen Klimapolitik und ihrer praktischen Umsetzung - in der Schweiz, aber auch
in den Ländern des Südens.
III. Teil: Klimapolitik und Armutsbekämpfung in der Praxis
Die Autorinnen und Autoren des dritten Teiles vertreten exemplarisch Umweltorganisationen
und Hilfswerke aus der Schweiz und Afrika. Sie reflektieren ihre operative
Arbeit im Klimaschutz- und Entwicklungskontext und gehen der Frage nach, wie ihre
Organisationen
dem neuen Entwicklungsparadigma begegnen.